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Wildbienen

Es gibt viele Möglichkeiten, den Schutz von Wildbienen voranzutreiben. Wie wichtig geeignete Nistplätze für solche
Arten sind, die ihre Nester im Boden anlegen, wird dabei jedoch allzu oft übersehen. Fachleute hingegen verweisen immer wieder darauf, wie sehr die allermeisten Wildbienen auf ganz spezifische Lebensräume und Bodenverhältnisse angewiesen sind. Sie zu erhalten oder Ersatz zu schaffen, gilt als beste Schutzmaßnahme.

Unser Einsatz für Wildbienen

Die meisten Wildbienen legen ihre Nistplätze im Boden an, so dass ihnen mit sogenannten  „Bienenhotels“ in keiner Weise geholfen werden kann. Angesichts schwindender Lebensräume wächst somit der Handlungsbedarf. Mit der Erprobung unserer Nistplatzangebote wollen auch wir einen Beitrag leisten, die Vielfalt der im Erdreich nistenden Wildbienen zu erhalten. Gestärkt wurde der Vorsatz durch unsere spektakuläre Umsiedlung von SeidenbienenFür die Zukunft aller Bienen haben wir außerdem verschiedene Obstbäume gepflanzt, damit eine neue kleine Obstwiese entstehen kann.

Gelbbindige Furchenbiene verlässt ihr Nest auf dem NaturGut
Nistplätze im Boden
Unsere Umsiedlung von Seidenbienen
Unsere Nistplplatzangebote
Unsere Obstwiese

Nistplätze im Boden

Die Nester der Wildbienen sind so vielfältig wie sie selbst, manche Arten graben sie in Abbruchkanten und Steilwände, andere eher auf ebenen oder leicht zur Sonne geneigten Flächen. Nach Westrich variieren ihre Tiefen erheblich. Bei Frühlings Pelzbienen und Zaunrüben Sandbienen liegen die Brutkammer nur wenige Zentimeter hinter oder unter dem Nesteingang. Bei den meisten anderen Wildbienen aber befinden sie sich deutlich tiefer meist an kurzen seitlichen Abzweigungen eines Hauptgangs. Auch die Art des Bodens kann sehr unterschiedlich sein. Viele Bienen lieben einen hohen Sand- und Lehmanteil. Wildbienennester sind nicht nur in natürlichen Lebensräumen anzutreffen, sondern ebenso in Siedlungsbereichen und dort auch in naturnah gestalteten Gärten.

Nicht selten finden sich an keinen vegetationsfreien „Inseln“ einer Rasenfläche Nesteingänge von Sand- und Schmalbienen. Letztere sind nicht ganz einfach zu entdecken, da sie sehr unauffällig und klein sind.

Westrich appelliert daran, unabhängig vom Schutz der Offenlandschaften, natürliche Nistplätze „nachzuahmen“, um so wichtige Ausgleichsflächen anbieten zu können.
Dass diese dann ebenfalls vielen Grabwespenarten zugute kommen können, macht die Maßnahmen umso wertvoller. 
Je besser es gelingt, die Vegetation fern zu halten, umso eher ist mit einer Besiedlung zu rechnen. Ein Forschungsteam der Universität Göttingen konnte beispielhaft nachweisen, dass eine kleinräumige Entfernung der Vegetation zu einer deutlichen Vermehrung von Bodennestern führte, vor allem bei angrenzendem, hohem Blütenreichtum. Das sollte ermutigen.

Unsere Umsiedlung von Seidenbienen

Es war nicht geplant und dennoch musste es sein. Ohne unseren Einsatz hätte eine Kolonie der „Weiden Seidenbiene“  Colletes cunicularius die 2019 bevorstehenden Baumaßnahmen an unserer Schule nicht überlebt.
Jetzt steht an der ehemaligen Nistfläche ein aus Sicht der Schulbehörde nötig gewordener Schulanbau. 
Ermöglicht und durchgeführt wurde die Schutzaktion durch unser Bienenprojekt.
Die Verankerung im „Wahlpflichtunterricht Naturwissenschaften“ ermöglichte es, die Maßnahmen fest mit dem Unterricht zu verbinden. Direkt nach der Einwilligung durch die Untere Landschaftsschutzbehörde konnte es losgehen. Die zweiteilege Dokumentation bei YouTube dokumentiert eindrucksvoll den Verlauf der Arbeiten. Sämtliche Aktionen rund um die Umsiedlung gehören zu den absoluten Highlights der Projektgeschichte.

“ Die Begeisterung der Schüler:innen für Wildbienen
hätte nicht größer sein können.“
Reinhold Glüsenkamp, Lehrer, Projektleiter

Nach dem Vorbild unserer Schule legten wir 2016 auch für das NaturGut einen kleinen Bienengarten an. Unsere Aktionsmöglichkeiten verbesserten sich damit weiter, zumal wir an beiden Standorten an bereits vorausgegangene Bienenschutzmaßnahmen bestens anknüpfen konnten. 

Lehmwände
An unserer Schule war es seit 1992 das große Ziel der Arbeitsgemeinschaft „Bienengarten“ einen ungenutzten Innenhof in einen Lebensraum für Honig- und Wildbienen umzugestalten. Durch die regelmäßige Unterstützung von außen, konnte sich die Anlage schnell zu dem entwickelten, was sie werden sollte. 

Florian zeigt auf die Pelzbienen

Anstehende Projektwochen wurden regelmäßig genutzt, um aufwändigere Arbeiten zu verrichten. Zu den ersten großen Taten gehörte auch die Errichtung einer Lehmwand für Wildbienen. Bereits im darauffolgenden Frühjahr wurden die Schüler:innenin für ihren Einsatz mit dem Einzug der ersten „Frühlings Pelzbienen“ Anthophora plumipes belohnt.

Die Erfolge veranlassten daraufhin  Schüler:innen des „Wahlpflichtfaches Naturwissenschaften“ dazu, ebenfalls eine  Lehmwand zu bauen, diesmal aber für das NaturGut. Eine sonnenexponierte Wand des Bienenhauses erwies sich dort als idealer Standort. Auch hier ließ die Ankunft der Pelzbienen nicht lange auf sich warten.

Erst Jahre später und im Zusammenhang mit der Vernetzung des Technikunterrichts haben wir diese Erfolge in unserer Projektarbeit noch einmal aufgegriffen. Da sich heraus gestellt hatte, dass sich Pelzbienen als Steilwandbewohner sehr gut in künstlichen Steilwänden aus Lehm ansiedeln lassen und ihre Brutkammern nur wenige Zentimeter hinter dem Nesteingang anlegen, sollte es doch möglich sein, dass sie sich auch in kleinere Einheiten ansiedeln lassen. Dieser Frage wollten wir nachgehen.

Wildbienenhäuschen
Die Erkenntnisse aus den Lehmwandbauten führten schnell dazu, dass wir damit begonnen hatten, eigene Wildbienenhäuschen zu konstruieren. Nach entsprechenden Bauanleitungen füllten die Schüler:innen im Technikunterricht alle Freiräume, die sich neben den Asthölzern, Bambusröhrchen o. ä. befanden sorgfältig mit Lehm aus.

Wildbienenhäuschen: 3 Varianten

Nach ihrer Fertigstellung hatten wir die Exponate an sonniger Stelle in den Bienengärten der Schule und des Umweltzentrums aufgestellt.

Wie es zu erwarten war, erfolgte die Besiedlung der hölzernen Elemente, so wie man es auch von „Wildbienenhotels“ kennt, recht schnell und zuverlässig mit Mauer-, Blattschneider-, Scheren- und  Löcherbienen. Für die kleinen Mini Lehmwände hingegen brauchte es etwas mehr an Zeit und Geduld. Und genau wie bei den großen Lehmwänden konnten wir auch hier als erstes die „Frühlings Pelzbiene“ Anthophora plumipes nachweisen. Die zunehmenden Verschlüsse der Löcher deuteten wir als sicheres Zeichen dafür, dass die Besiedlung, stetig zunahm. 

Die Ankunft von Trauerbienen hatten wir zuerst nicht bemerkt. Mit ihren weißen Flecken aber, hatte sie sich letztendlich dann doch zu erkennen gegeben. Das aber, was wir danach zu ihrer Lebensweise herausgefunden hatten, beunruhigte uns dann so sehr, dass sich unsere Freude darüber, sie entdeckt zu haben, schnell wieder in Grenzen hielt. Es bewahrheitete sich, was berichtet wurde. Als Parasit der  Pelzbienen behinderte sie die weitere Besiedlung der Wildbienenhäuschen in erheblichem Maße.

Als nächste große Überraschung  wurden wir Zeuge, wie auch Schornsteinwespen mit ihren beeindruckenden Nesteingängen die Lehmwände der Häuschen in Besitz nahmen. Im Nachhinein ließ es sich aber leicht damit erklären, dass sie sich bereits über viele Jahre hinweg mit einer stattlichen Kolonie in direkter Nähe ausgebreitet hatten.

Trauerbiene im Wildbienenhäuschen
Schornsteinwespen im Wildbienenhäuschen

 Die Voraussetzungen zur Ansiedlung der Schornsteinwespen gaben auch in diesem Fall wieder Wahlpflichtschüler:innen unserer Schule und dies bereits im Jahr 2008. Anders als geplant hatten sich in ihrer Lehmanschüttung aber nicht Wildbienen, sondern Grabwespen ausgebreitet.

Mit dem Einzug der parasitierenden Wildbiene und der Grabwespe drängte sich wiederholt die Frage auf, ob dies nun letztendlich ein Anlass zur Freude oder Trauer war. Beide Fälle waren alles andere als geplant.
Mit unsere Antworten kamen wir aber zu der Einsicht, dass es sowohl unter Wildbienen als auch zwischen Wespen und Bienen kein Gut und Böse gibt und somit beide Arten als seltene und ebenfalls bedrohte Hautflügler unseren Schutz bedürfen.

Unsere Wildbienenhäuser in der "Neuen Bahnstadt Opladen"

Die Unterstützung der Techniklehrer ging weiter und ermöglichte, größere Varianten herzustellen. In den großräumigen Giebeln der Häuser konnten wir nun zugunsten der Steilwandbewohner die Lehmflächen weiter ausdehnen. 
Eine im Jahr zuvor geschlossene Kooperation mit der „Neuen Bahnstadt Opladen“, nutzten wir mit der Aufstellung unserer ersten Wildbienenhäuser in einer gefächerten Lärmschutzwand am Rande des neu entstandenen Wohngebietes. 

Unser Wildbienenhaus für das NaturGut

Zwei Häuser hatten wir für unsere Bienengärten vorgesehen. Stolz überreichten wir dem Leiter des Umweltzentrums, Hans Martin Kochanek, eines der beiden Exemplare.

Nistflächen
Um den Innenhof in einen Bienengarten umzugestalten, gehörte es ganz am Anfang dazu, alle unnötigen Versiegelungen zu entfernen. Schnell stellte sich dabei heraus, dass der Boden unter den Betonplatten in vielen Bereichen bis in die Tiefe hinein einen sehr großen Sandanteil aufwies, ein Umstand, der den Ansprüchen vieler Wildbienenarten hinsichtlich ihrer Nistplatzwahl sehr entgegenkam.

Mit der Entdeckung der „Zaunrüben Sandbienen“ Andrena florea festigte sich die Vermutung, dass sie im Bienengarten nicht nur wegen der Blüten zu anzutreffen sind, sondern ebenso benachbart auch ihre Nester haben.
Etwas unwahrscheinlich wäre es , wenn sie  jedes Mal zwischen ihrem Nest und den Zaunrüben im Garten ein großes 3 stöckiges Schulgebäude überfliegen müssten. 

Zaunrüben Sandbiene

Mit der gesonderten Anlage speziell ausgewiesener, vegetationsfreier Nistflächen für Wildbienen starteten wir im Zusammenhang mit unserer Rettungsaktion (s.o.).
Im Bienengarten der Schule legten wir eigens für die Umsiedlung einen sandigen Hügel an, für das NaturGut füllten wir Sand hinter eine zwei Jahre zuvor von uns errichteten Natursteinmauer. Zusätzlich tauschten wir in den folgenden Jahren vor dem Bienenhaus großflächig den vorhandenen Boden gegen Lehm und Sand aus.

Freiwilliges Arbeitstreffen am Samstag
Bodenaustausch vor dem Bienenhaus

Dass die geschaffenen Flächen auch bei Grabwespen sehr beliebt sein könnten, dies überraschte nun nicht mehr, nachdem wir bereits über einige Erfahrung verfügten.
So freuten wir uns in der Schule sehr über die Entdeckung einer kleiner Kolonie von Bienenwölfen im Sandhügel des Bienengartens (Clip unten links) und auf dem NaturGut über Fliegenspießwespen vor dem Bienenhaus ( Clips unten rechts). 

Ebenfalls sehr gefreut hat uns, dass es den zum NaturGut umgesiedelten „Frühlings Seidenbienen“ Colletes cunicularius  gelungen ist, neue Nester anzulegen (Clip unten links). Und im Zusammenhang mit der Entdeckung der „Gelbbindigen Furchenbienen“ Halictus scabiosae in der Bodenaustauschfläche haben wieder einmal etwas ganz neues über  Wildbienen erfahren. Denn mit ihrer gemeinschaftlichen Nestgründung zeigt diese Furchenbienenart deutlich Schritte zu einer sozialen Lebensweise. t Der Videoclip zeigt die Drehung einer Wächterbiene im Nesteingang mit der namengebende Furche am Hinterleibsende (Clip unten rechts). Mit Geduld lässt sich der Kontakt von rückkehrender Sammelbiene mit der Wächterbiene gut beobachten.

Wildbienenstelen 
Mit unseren Modellen zum Artenschutz möchten wir gleichzeitig auch Anreize zur Nachahmung in Gärten schaffen, die auch gestalterischen Ansprüchen entsprechen. 

Geringste Platzansprüche nehmen dabei Stelen ein, die wir in klein und groß für Wege und Blumenbeete geschaffen haben. Sie lassen sich vielfältig in bestehende Gartenkonzepte integrieren und werden schnell von diversen bauchsammelnden Wildbienenarten angenommen. Sie eigenen sich hervorragend zu pädagogischen Beobachtungszwecken.

Ministele
Stelen im Bienengarten der Schule
Stelen im Bienengarten des NaturGuts

Nistwand
Als BNE Projekt ist es unser absolutes Selbstverständnis, alle oben beschriebenen Fördermaßnahmen zum Wildbienenschutz gemeinsam mit Schüler:innen  durchzuführen. 
Nichts desto Trotz haben wir auch eine übergroße Wildbienenwand in der Schule aufgestellt. Professionell wurde sie in der Schreinerei auf dem NaturGut erstellt.

Schnelle Annahme der Nisthilfen

Unsere Obstwiese

Obstwiesen sind ideale Lebensräume für Wildbienen. Dort finden sie alles, was sie brauchen: Nahrung, Nistplätze und Baumaterial. Auf Antragstellung ist es gelungen, die Zusage zu erhalten, eine in direkter Nähe befindliche städtische Rasenfläche in eine naturnahe Obstwiese umzugestalten. 

Interessent:innen an der künftigen Obstwiese

In Kooperation mit dem NABU Leverkusen wurden 2015 zunächst 7 hochstämmige Obstbäume gepflanzt, 2013 folgten  weitere. Bei der Wässerung werden die Schüler:innen auch von der Stadt Leverkusen unterstützt. So gut es aber geht, machen sich die Schüler:innen mit Gießkannen vom benachbarten Schulgebäude auf den Weg.